Sonntag, 25. Juli 1999. New York City. Die Sonne brennt unbarmherzig auf über 54.000 tobende Zuseher im Yankee Stadium. Und wir sind mittendrin!
Unser New York-Aufenthalt gipfelt an diesem Tag im Besuch des »Sweep-Games« der New York Yankees vs. Cleveland Indians. Wir, das waren Susi, Michi, Rainer, Strobi, Hömal und Steph, hatten – bis auf Rainer – zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch keine Ahnung von Baseball. Während des Spiels erst hat uns Rainer Regeln und Strategien dieses Sports sozusagen synchron zu den Aktionen am Spielfeld erklärt.
Leider war Andrea, die uns die Karten während ihres Au Pair-Aufenthaltes in den USA besorgt hat, bei diesem »Sweep« (»Wegputzen«) nicht dabei. Die ganze Atmosphäre des Yankee Stadiums war außerordentlich beeindruckend und unvergeßlich: Die jubelnden, aber gesitteten Zuseher, der Stadion-Organist, wie die Masse sich begeistern und anheizen ließ, wie alle in die Kameras winkten um auf der großen Leinwand ihre Gesichter zu sehen, wie sie bei den Ratespielen zwischen den Innings mitmachten, wie sie nach dem Beer Man riefen, wie sie sich mit Hot Dogs und Cracker Jacks von den herumeilenden Verkäufern versorgten, wie diese Hot Dogs dann durch die Reihen bis zum Käufer gereicht wurden (und das Geld zum Verkäufer hin, und das Wechselgeld wieder zurück!) bzw. die Cracker Jacks überhaupt gleich den Käufern zugeworfen wurden, wie das Publikum bei »YMCA« und »Take me out to the ballgame« aufstand und mittanzte, die riesigen Coca Cola-Becher, und natürlich die vielen in die Zuschauerränge geschlagenen Baseballs, einfach das Spiel, das den ganzen Nachmittag lang dauerte – all diese Eindrücke blieben für uns nicht nur unvergesslich, dieses Ereignis hat etwas in uns geweckt…
Take me out to the ballgame
Take me out with the crowd
Buy me some peanuts and Cracker Jack
I don’t care if I never get back
So let’s root, root, root for the hometeam
If they don’t win it’s a shame
‘Cause it’s one, two, three strikes you’re out
At the old ballgame
Nach dem Spiel, als wir mit all den anderen Fans das Stadion verlassen hatten und sich unser Blut langsam wieder abzukühlen begann, wunderten wir uns, warum Baseball »bei uns drüben« so unbekannt ist – Michi erzählte allerdings von einem Baseballclub in Schrems, was uns eigentlich überraschte. Jedenfalls hatten wir vor, uns näher damit zu beschäftigen und selbst das Baseballspiel auszuprobieren, indem wir eine Mannschaft formten.
Ein paar Tage später waren wir mit Andrea in New York unterwegs, wo sie uns unter anderem in sehr empfehlenswerte Malls (Einkaufszentren) führte. Darunter befand sich auch The Sports Authority mit einem für Europäer unvorstellbar großen Angebot an Sportausrüstung jeglicher Art. In der riesigen Halle fanden wir bald den Baseball Corner, wo wir lang herumblödelten (Michi probierte eine Catcherausrüstung an) und uns schließlich jeder mit einem Baseball und einem Glove eindeckten; Michi erstand auch einen Bat (Schläger), der später zum Glück gerade noch in den Koffer paßte. 🙂
Sonntag, 22. August 1999. Das Waldviertel. Auf einer großen, ungemähten Wiese finden sich 6 Personen mit seltsam großen Handschuhen und einem seltsamen Schläger ein.
Das erste Baseball-»Training« hatte begonnen! Das Ballwerfen und -fangen, mit dem wir uns aufwärmten, war sehr spaßig. Danach versuchten wir nacheinander einige Male den gepitchten Ball kraftvoll zu treffen und teilweise sogar über die Wiese hinaus zu schleudern… Wir waren vom Baseball-Virus infiziert! Bald hatten wir weitere Opfer gefunden und damit angesteckt! Einige Trainings später waren wir schon zu dreizehnt und konnten erstmals ernsthaft ein echtes Baseballspiel mit zwei (reduzierten) Mannschaften probieren – wir merkten bald, wir müßten noch viel lernen… 🙂
Es dauerte nicht lange bis sich uns ernsthaft der Gedanke aufdrängte, es unserem ersten Baseballverein im Waldviertel, den Schremser Beers, gleichzumachen und ebenfalls einen eigenen Verein zu gründen, der es sich zum Ziel setzt, diesen Sport in unseren Breiten bekannter zu machen. Vor allem der Ankauf der nötigen Ausrüstung sollte so organisiert werden können. Seit Oktober 1999 waren wir uns auch über einen geeigneten Namen einig: Woodquarter Red Devils. Die Gründung dieses Vereins wurde für das Frühjahr 2000 angesetzt, wenn die Wiesen wieder bespielbar sein würden. Und Anfang November 1999 war schon diese Website im Entstehen…
Es wurde also ernst: Am 18.02.2000 traten die Proponenten des geplanten Vereines zusammen, um die Statuten aufzustellen. Die konstituierende Sitzung wurde für Anfang April 2000 geplant. In der Zwischenzeit haben die Red Devils auch einen Trainingsplatz gefunden: Es ist ihnen gestattet worden, den Fußballplatz des Vereines Unserfrau-Altweitra zu nutzen. Im Gegensatz zu den ungemähten, unebenen Wiesen, auf denen wir bisher gespielt hatten, ist dieser etwa 120×60 m große Platz ein wahrer Traum!
Am 14. April 2000 war es dann soweit: Der Woodquarter Red Devils Baseball Club konstituiert sich mit 15 Mitgliedern! Im Laufe der Saison, in der wir eine Reihe von Freundschaftsspielen mit bzw. gegen den befreundeten Verein der Schremser Beers austrugen, gab es auch eine Zahl von Neuzugängen. Vor allem diese Spiele gewährten uns wertvolle Einblicke in die Praxis des Baseballsports und ließen uns im Felde gefestigter werden. Da sich dabei auch durchaus Besserungen gezeigt haben, sind wir motiviert. Mit einer Mitgliederanzahl von 19 Personen starteten wir in die Saison 2001.